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Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Emotion

Die Farbe wird zum Protagonisten im MUSE von Trento

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Published: 26 Apr 2023
„Was ist Farbe? Sie ist Lust, wie ein Lid, das sich schließt, ein leichtes Verschwinden“, schrieb Roland Barthes. Und diese Lust erweitert ihre Grenzen für alle jene Wesen, Objekte oder Materialien, die imstande sind, wie in einem Zauber, in den Moment zu schauen, in dem das Licht und die elektromagnetischen Strahlen sich vermengen und sich verwandeln, um Farben zu erzeugen. Eine dieser Eingeweihten ist die Zwergdommel, die aufgrund der mimetischen Eigenschaften ihres von Gelbtönen melierten Federkleids nur sehr schwer aufzuspüren ist. Oder der „Cuore di Vignola“, ein Fluorit, der in seinen Farbtönen je nach Lichteinfall von Grün bis Violett oszilliert. Oder der Stein Pedrazzit, dessen makelloses Weiß die Forscher immer noch in Atem hält. Oder der Panzer des Goldglänzenden Rosenkäfers, dessen Flügeldecken in kupferfarbenen Reflexen schillert.
Cuore di Vignola, © MUSE
Cuore di Vignola, © MUSE
Dies sind nur vier der verschiedenen Objekte, die sich bis zum 4. Juni im MUSE von Trento, dem Museum der Wissenschaften, anlässlich der von Michele De Lucchi und Stefano Zecchi kuratierten Ausstellung Dentro il colore bestaunen lassen. Ziel der Ausstellung ist es, die physische und geistige Wahrnehmung der Farbe anhand einiger hundert Materialien aus dem Bestand des Museums zu erzählen, um den Besuchern jede Nuance der farblichen Erscheinungen des organischen Lebens in der zoologischen, botanischen, mineralogischen, petrografischen und paläontologischen Domäne nahezubringen. An den Flanken von sieben Vulkanen in sieben verschiedenen Farben angeordnet, lehren uns diese natürlichen Materialien das Staunen und erzeugen jene Emotionen, die nur die Farben wecken können, was insbesondere dem Spiel und den Variationen des Lichts zu verdanken ist. Der Vulkan wird damit zum Archetyp und Behältnis der Materialien und künstlerischen Videos in seinem Inneren, mit Überblendungen und Bildern, die ein immersives und multisensorisches Erlebnis erzeugen.
Der Entwurf eines von Michele De Lucchi gezeichneten Vulkans
Der Entwurf eines von Michele De Lucchi gezeichneten Vulkans
Fossilien, Vögel, Mineralien, Muscheln, Insekten, Säugetiere – einige der Exponate sind über 500 Millionen Jahre alt – liefern die Vorlage für eine Wunderkammer voller Verzauberung und Schönheit, die Farben erstrahlen lässt, in einem vielfarbigen Archiv aus Geheimnis und Pracht. Für Stefano Zecchi, Präsident von MUSE, ist die Ausstellung eine Begegnung „der Wissenschaften mit der weitläufigen humanistischen Kultur. Man geht häufig davon aus, dass es sich um zwei miteinander im Widerstreit liegende Strategien zum Verständnis der Welt handelt, aber tatsächlich sind sie verbündet, um uns den Sinn des Lebens zu lehren.“ Und die Farbe, fügt er an, „ist die Magie des Lebens, wo keine Farbe, da kein Leben.“
Colour Wheel, © MUSE
Colour Wheel, © MUSE
Einer der Kuratoren, der bekannte Architekt und Designer Michele De Lucchi, arbeitet seit Jahren mit dem multidisziplinären Büro AMDL Circle zusammen. So hat die Stadt Rapallo in Ligurien kürzlich die Beratung des Architekten und seines Büros angefordert, um die Fassaden der historischen Palazzi in der Altstadt farblich auszugestalten, mit dem Ziel, nicht nur die architektonische und künstlerische, sondern auch die farbliche Identität der Gebäude zur Geltung zu bringen; dafür wurde eine gewissenhafte Rekonstruktion der historischen Farbtöne des Territoriums durchgeführt, um die Bauten dann nach präzisen ästhetischen Kriterien zu beleuchten.

Die im Palazzo delle Albe gezeigte Ausstellung des MUSE ist von einem ganz bestimmten Konzept ausgegangen, schildert De Lucchi: „Die Farbe an sich gibt es nicht. Sie ist Licht, Energie und Schwingung von Teilchen. Wir sind jedoch gewohnt, sie der Materie zuzuordnen. Die gesamte Ausstellung dreht sich um diese Beziehung zwischen Materie und Licht, Fassbarem und Unfassbarem, Realität und Vorstellung”. Als etwas, das keine eigentliche physische Ausformung besitzt, hat die Farbe sicherlich einen Weg gefunden, von sich reden zu machen.