“Non est in toto sanctior orbe locus” („Es gibt keinen heiligeren Ort als diesen“) – dieser Satz prangt seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert oberhalb der Kapelle Sancta Sanctorum. An diesem nur wenigen Eingeweihten offenstehenden Ort werden die für die katholische Kirche heiligsten Reliquien seit dem Hochmittelalter aufbewahrt. Einst war er Privatkapelle der Päpste im römischen Lateranpalast. Aufgrund der vielen Reliquien, die hier von einem massiven Eisengitter geschützt und in einer Lade verwahrt werden, begann man das Areal um das alte Heiligtum des Heiligen Lorenz im 19. Jahrhundert „Sancta Sanctorum“ zu nennen.
Hier wird auch ein uraltes Bild des Heilands verwahrt, ein Acheiropoíeton, also ein nicht von Menschenhand gemaltes Bild: So soll die Ikone der Legende nach vom Evangelisten Lukas und der Mithilfe eines Engels entstanden sein.
Seit 1587 gelangt man zum Sancta Sanctorum, das zwischen der Kapelle des Hl. Silvester und der des Hl. Lorenz liegt, über die Heilige Stiege, die der Legende nach die Heilige Helena, Mutter von Konstantin, im Jahr 326 nach Rom brachte. Der Legende getreu war dies die Treppe, auf der Jesus vor seiner Kreuzigung zum Praetorium hinaufstieg. Die Heilige Stiege wird ihrerseits von jeweils zwei Treppen pro Seite eingerahmt.
Die architektonische und künstlerische Bedeutung dieses Komplexes, den Papst Sixtus V. (1585-1590) ausgestalten ließ und von einem eigens gegründeten Kolleg, dem „Sixtinischen Kolleg“ verwalten ließ, ist daher unbestritten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings existiert das Kolleg nicht mehr, sodass Papst Pius IX. die Pflege der Heiligen Stiege 1853 dauerhaft dem Orden der Passionisten übertrug. So waren es auch die Passionisten, die ab den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Mittel aufbrachten, um die tiefgreifenden und minutiösen Restaurierungsvorhaben fortzusetzen. Seit 2015 ist iGuzzini als technischer Sponsor Teil des Vorhabens zur Aufwertung des Komplexes. Die neu installierte Lichtanlage sorgte für eine deutliche Energieeinsparung und eine bessere Wahrnehmung der Kunstwerke des Komplexes, ohne die mystische Atmosphäre des Ortes zu beeinträchtigen. Insbesondere die Heilige Stiege, die Millionen Gläubige jedes Jahr auf Knien hinaufsteigen, wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder stark beansprucht, sodass nach Abnahme der Holzverkleidung, die sie seit 1723 schützte, der Marmor der Treppen stark abgenutzt erschien. Bis zum Pfingstfest am 9. Juni dieses Jahres können die Gläubigen noch die ursprüngliche Gestalt der Treppe bewundern. Danach werden die Treppen wieder durch Holzverkleidungen abgedeckt.
Die Beleuchtungsarbeiten verfolgten zwei vorrangige Ziele: Effizienzsteigerung der Anlage und Verbesserung der Farbwahrnehmung der Fresken. Alle eingesetzten Apparate sind mit LED-Lichtquellen ausgestattet und verwenden das DALI-Protokoll, sodass eine sehr einfache Steuerung der Anlage und ihrer Lichteffekte ermöglicht wird.
Die Beleuchtung wurde vornehmlich in die Bereiche eingelassen, die nach abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten nach und nach wiedereröffnet wurden. Der erwünschte Lichteffekt in allen Räumlichkeiten war der einer diffusen, einheitlichen, weichen Beleuchtung, die den Genuss und die Lektüre der Fresken ohne Blendung in einer hellen und transparenten Atmosphäre gewährleisten sollte.
Der erste Eingriff erfolgte in der Kapelle des Hl. Lorenz, für die eine Illumination der mit Fresken verzierten Gewölbedecken sowie der Kirche selbst für die Gottesdienste gewünscht war. Die Beleuchtungslösung basierte auf dem Einsatz von gegenübergestellten Palco-Strahlerpaaren mit sehr hoher Farbwiedergabe und Farbtemperatur von 3000 K. Die Strahler mit Downlight-Lichtaustritt gewährleisten die passende Beleuchtung während der Gottesdienste in der Kapelle, während die zweite Strahler-Gruppe mit sich überkreuzender Lichtausstrahlung eine einheitliche Wahrnehmung der Decke ohne störende, zu helle Bereiche gestatten. Der Altarbereich wird von Cestello-Leuchten erhellt, ein Strahlertyp mit 3 individuell schwenkbaren Leuchtkörper: Einige dieser Lampen sind auf den Altar gerichtet, andere auf das Tabernakel und wieder andere auf den Bereich der Gläubigen.
Auch für die Kapelle des Hl. Silvester auf der linken Seite des Sancta Sanctorum wurden Palco-Strahler mit sehr hoher Farbwiedergabe in geringer Tiefe des bestehenden Gesims installiert, um die Lünetten und die mit Fresken versehenen Decken zur Geltung zu bringen.
Für das Sancta Sanctorum wurde ein Konzept entwickelt, dessen Hauptziele eine bessere Sichtbarkeit der Fresken an der Oberseite dieses kleinen Bereichs, eine verbesserte Farbwiedergabe für die gesamte Farbpalette (die vorherige Lichtanlage mit herkömmlichen Lichtquellen hatte Farbtemperaturen, die nur die warmen Töne hervortreten ließen) und das vollständige Zurücktreten der Leuchten im sehr kleinen Ambiente waren. Dafür wurden Laser Blade Tunable White mit IRC90 auf dem Gewände der Fenster installiert (derselbe Typ, der in der Scrovegni-Kapelle eingesetzt wurde). Alle Leuchten sind paarweise angeordnet, strahlen nach oben zur Kuppel und nach unten zur Beleuchtung der Fresken. Dank der Tunable-White-Technologie konnte unter Leitung von Arnold Nesselrath (damals verantwortlich für das Lichtkonzept der Vatikanischen Museen) die beste Farbtemperatur gefunden werden, mit der die gesamte Farbpalette der Fresken zur Geltung kommt. Die niedrige Leuchtdichte der Leuchten ermöglicht dazu die Ansicht der Fresken ohne störende Lichtreflexe.
Der untere Teil der Sancta Sanctorum mit ihrer Marmorverzierung wird von Underscore Ledstrip-Leuchten erhellt, die so angeordnet sind, dass sie die direkte Sicht vonseiten der Besucher ausschließen. Für das Acheiropoíeton wurde eine Strahlbeleuchtung mit Linealuce von unten gewählt, um Blendung und unerwünschte Reflexe zu vermeiden.
Entlang der Treppen. die vollständig mit Fresken versehene Wände aufweisen, sind Underscore Ledstrip mit Farbtemperatur 3000 K und 4000 K auf den Gesimsen und damit der Sicht entzogen installiert. Auf diese Weise wurde eine einheitliche und stufenweise vertikale Beleuchtung realisiert, deren Ausbalancierung der verschiedenen Farbtemperaturen in Zusammenarbeit mit dem Architekten Francesco Pezzini, dem Restaurateur Paolo Violini, dem Leiter der Restaurierungsarbeiten, sowie dem Rektor des Heiligtums, Padre Francesco Guerra festgelegt wurde. Dabei wurde jene gewählt, die in der Lage war, die gesamte Farbpalette mit den kalten Nuancen der Blau- und Grüntöne und sämtlichen Rottönen sowie den rosa Farbtönen der Fleischfarben hervorzuheben. Der Bereich des oberen Querschiffs am Ende der Treppen und der Kreuzgewölbe, wo sich Fresken sowohl an den Wänden wie an den kleinen Kuppeln befinden, wurde unter Rückgriff auf Palco-Strahler (auf Niederspannungsschiene) in Miniatur-Abmessungen illuminiert. Durch den trotz der geringen Abmessungen der Leuchten angemessen starken Lichtstrom wird die optimale Lektüre der freskengeschmückten Wände und Kuppeln ermöglicht. Das Steuerungssystem ermöglicht die Erhellung einer jeden Treppe mit unterschiedlichen Lichtstärken.
Die Beleuchtung der Heiligen Stiege, die am Ende der Restaurierungsarbeiten stand, wurde aufgrund ihres einheitlichen Washer-Effekts der Gewölbe und Wände vollständig Underscore High Power anvertraut. Dieser Leuchtentyp ist aufgrund seiner Abmessungen und der spezifischen Unterbringung auf dem Gesims für die Kirchenbesucher vollständig unsichtbar, sodass sie den Gottesdienst ohne Blendlicht oder andere Sehbeeinträchtigungen absolvieren können.
Das Restaurierungsprojekt hat in seiner Gänze den Bürgern Roms und den Pilgern einen Ort zurückerstattet, dessen Kunst- und Architekturschätze sowie vor allem die religiösen Andachtsorte nun sehr viel besser zur Geltung kommen. Das alles war zudem mit einer erheblichen Senkung des Energieverbrauchs verbunden.
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