Luisa Lambri, Autoritratto. Installation view der Ausstellung, PAC 2021. Fotos Lorenzo Palmieri.
Das Mailänder zeigt Autoritratto, die erste große Einzelausstellung in Italien über das fotografische Werk von Luisa Lambri. Der Titel der Ausstellung ist eine Hommage an die gleichnamige, 1969 erschienene Sammlung von Interviews der Kunstkritikerin Carla Lonzi und auch eine Reflexion über das Zusammentreffen der Privatsphäre des Schauenden und der Physiognomie des Angeschauten.
Luisa Lambri ist eine Fotografin des Lichts: Ihre Arbeit verleiht Räumen eine neue Seinserfahrung. Die Architektur ist die Protagonistin in Lambris fotografischem Werk, und sie steht auch in der Mailänder Ausstellung im Mittelpunkt, die am 16. Februar in den von Ignazio Gardella gestalteten Räumlichkeiten eingeweiht wurde, einem der ersten Beispiele von Architektur für zeitgenössische Kunst in Italien.
In den 1200 Quadratmetern des PAC können die Besucher den Blick Lambris ausloten, der den Dialog zwischen Betrachter, Kunstwerk und Raum anregt. Die große, auf den Park hinausgehende Glaswand im Parterre fungiert als physische Schwelle (die Besucher leider derzeit nicht überschreiten können), die ein Gespräch mit den anderen, von Lambri porträtierten Schwellen initiiert. Darunter jene, die unübersehbar im Mittelpunkt von Untitled (Schindler House) steht: Der Blick auf den Garten durch ein Fenster, das im Blick von Luisa Lambri einen klaren Schnitt zwischen Innen und Außen markiert, ein blendender Lichtstrahl, der von den für den Blick undurchdringlichen schwarzen Balken begrenzt wird.
Luisa Lambri, Untitled (Schindler House, #01), 2007, Courtesy Galleria Raffaella Cortese, Milano and Thomas Dane Gallery.
Das Ambiente des Schindler House, ein Wohnhaus und Atelier in West Hollywood, das der Architekt Rudolph Schindler 1922 erbauen ließ, wird entmaterialisiert und in einer „anderen“ Dimension dargeboten. Lambris Blick isoliert Teile des Raumes und verklärt sie durch den Einsatz unerwarteter Einstellungen, die sekundäre oder marginale Details der Inneneinrichtung in den Mittelpunkt stellen.
Die Künstlerin erkennt sich in den Räumen, füllt sie mit ihrer persönlichen Vita an überlagert sie mit einem Spiel aus Licht und Schatten, kollektiver und persönlicher Erfahrungen, Gedächtnis und Gegenwart.
Luisa Lambri, Untitled (The Met Breuer, #03), 2016, Courtesy Galleria Raffaella Cortese,
Milano and Thomas Dane Gallery.
Die Physiognomie des Met Breuer in New York wird vom Lichtstrahl, der durch ein im luftleeren Raum schwebendes Fenster eindringt, in ewige Dunkelheit getaucht; Die Casa del Fascio in Como, ein Werk des Architekten Giuseppe Terragni, wird seiner Identität entkleidet und in einem Spiel aus Lichtreflexen und Spiegelungen fast durchsichtig.
Luisa Lambri, Untitled (Casa del Fascio, #04), 1999, Courtesy Galleria Raffaella Cortese,
Milano and Thomas Dane Gallery.
In der Architektur sucht Luisa Lambri nach sich selbst, rekonstruiert eine weibliche Erfahrungswelt konstruierter und von modernistischen Architekten konzipierter Flächen. In diesem Sinn sind die Fotografien von Lambri Selbstporträts: Die Künstlerin erkennt sich in den Räumen, füllt sie mit ihrer persönlichen Vita an überlagert sie mit einem Spiel aus Licht und Schatten, kollektiver und persönlicher Erfahrungen, Gedächtnis und Gegenwart.